Gokyo Ri und Kala Pathar



Dienstag 27. Oktober
Tag 15 mit strahlendem Sonnenwetter bricht für uns drei, die wir bereits von Jiri losmarschiert sind, an. Kaum zu glauben, aber wahr! Heute geht es am Fuß der Seitenmoräne des Ngozumba Gletschers in Richtung Cho Oyu Basislager bis zum fünften See. Nach leckerem Frühstück brechen wir kurz nach Acht auf und lassen uns von der Morgensonne wärmen. Zunächst geht es ganz sanft in das Tal hinein.


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Fotoalbum

Der Gokyo Ri in seiner vollen Schönheit.


Am vierten See, dem Thonak Tsho (4870 m), müssen dann zwei kurze Steilstufen überwunden werden. In dieser Höhe ist das gar nicht mehr so einfach. Ich muss mich entscheiden: entweder ich plausche mit Hans, der vor mir geht oder ich laufe weiter. Beides gleichzeitig geht nun plötzlich nicht mehr. Tue ich beides gleichzeitig, wird mir schwindelig und ich muss kurz stehen bleiben und wieder zu Atem kommen. Am Ziel, dem fünften See angekommen (Ngozumba Tsho), befinden wir uns dann auf 5080 m. Ein neuer Rekord für mich. Aber das geht ja jetzt täglich so. Es bietet sich uns eine herrliche Aussicht auf Sagarmatha und seine imposanten Nachbarn. Wir machen ausgiebig Mittagspause und laben uns an dem von den Sherpas mitgebrachten Picknick: Eier, Brot und Kekse. Anschließend gehen wir noch vor zum Rand der Seitenmoräne und haben so einen herrlichen Blick über den riesigen Gletscher. Es verschlägt einem fast die Sprache, so herrlich ist es hier. Auf dem Rückweg kann ich mich an Kanchis Fersen heften, denn sie soll zurück nach Gokyo eilen und unsere Rückkehr ankündigen. Nun kann ich mal so richtig ausschreiten, wie ich es bergab gewöhnt bin. Ralf schließt sich unserem "Frauenteam" an. Die anderen folgen in gemütlichem Schritt. Zurück im Lager werden wir wieder nach Strich und Faden verwöhnt: heißen Lemontee und Nudelsuppe gibt es für jeden ans Zelt. Welch ein Luxus: man liegt im offenen Zelteingang, löffelt leckere Nudelsuppe und läßt sich die untergehende Sonne auf die Nase scheinen. Das nenne ich Erholung! Am Abend sitzen wir wieder in unserem Glashaus am Yakdung-Ofen. Leider sind wir dezimiert: Thea musste wegen des Hustens absteigen. Ilses Blasen wollen nicht verheilen, Kuddel hat einen dicken Schnupfen und Hans fängt nun auch an zu husten. Die Belastung durch Klima und Höhe nagt weiter an unseren Wiederstandskräften.

Am fünften See

Am fünften See Blick über den Ngozumba Gletscher.



Mittwoch 28. Oktober
Eigenlich soll es um 5.15 Uhr Morning-Tea geben. Wir wachen aber alle erst um 5.35 Uhr auf und das auch nur, weil Hans uns weckt. Sonst hätten wir gnadenlos verschlafen. Ein hektisches Treiben setzt ein, denn der Tee muss gekocht werden und das Frühstück bereitet. Bis alle fertig sind, wird es 7 Uhr. Auf zu unserem ersten 5000er. Der Weg führt über den zum Teil noch vereisten Zufluß des dritten Sees. Dann geht es aber auch gleich den Trampelpfad hinauf, den schon tausende von Trekkern vor uns genutzt haben. In drei Gruppen ziehen wir gen Gipfel: Dawa geht mit Simon, Hans, Christoph, Gerhard und Andrea. Nima begleitet Kuddel und Sabine und Rolf kommt mit Kanchi und Narayan den Berg hinauf. Die anderen sind aus verschiedensten Gründen nicht mitgegangen: bereits oben gewesen, Blasen oder einfach erholungsbedürftig Nach 2 Stunden erreichen wir den Gipfel und sind überglücklich, dass alle es geschafft haben. Es wird geknippst was das Zeug hält: mit und ohne Fahnen, die herrlichen Berge, die glücklichen Menschen. Nach einer Weile sind alle anderen Wanderer abgestiegen und wir haben den Gipfel für uns alleine.
Herrlich! Herrlich! Herrlich!
Sagarmatha, Lhotse, Nuptse, Makalu und Cho Oyu auf einen Blick: wo gibt's das schon?
Gegen 11 Uhr sind wir zurück im Lager. Nun heißt es Sachen packen, denn um 12 Uhr gibt es Mittag und danach geht es weiter über die Gerölle des Ngozumba Gletschers nach Dragnag auf der anderen Seite. Der Weg führt über eine nicht enden wollende Geröllwüste. Ab und zu zeigt sich ein wenig Eis entlang von Schmelzwasserseen. Ansonsten ist nicht viel vom Gletscher zu sehen. Am Rand muss noch die steile Seitenmoräne erklommen werden. Dann geht es weiter über herbstlich anmutende sanfte Wiesen bis wir um 15.30 Uhr Dragnag erreichen. Die Lodge neben der wir zelten, liegt direkt am Talanfang, der zum Cho La führt, der ja morgen "bezwungen" werden soll. Sie ist rappelvoll, sodass wir in Schichten essen müssen. Wir sind erst um 19.00 Uhr dran. Was tun so lange: die Sonne ist untergegangen, im Zelt ist es empfindlich kalt. Na klar: ein paar von uns gehen Kakao trinken in eine andere Lodge am Ort. Mit unterhaltsamen Gesprächen schlagen wir die Zeit tot, bis es Abendbrot gibt.

Auf dem Gokyo Ri

Wir auf dem Gokyo Ri. Hinten links der Cho Oyu.



Donnerstag 29. Oktober
Heute hat es geklappt: um 5 Uhr ist wecken, 5.30 Uhr abmarschbereit zum Frühstück. Erst geht es das Tal hinter Dragnag mehr oder weniger steil hinauf. Der Weg führt entlang eines zum Teil vereisten Bachs. Im Vorübergehen kann man bizarre Eisskulpturen beobachten. Es ist eisekalt, denn wir gehen die ersten zwei Stunden im Bergschatten. Die Füße und Hände sind Eisklumpen. Erst die Sonne schafft Abhilfe. Wir erreichen eine Anhöhe, Nimagawa Kharka, von der wir den ersten Blick auf den Cho La werfen. Aus der Ferne ist nicht wirklich ein Weg zu erkennen. Es bleibt also spannend. Erstmal geht es wieder bergab in eine Senke. Welch unnötiger Höhenmeterverlust! Am Fuße des Passes machen wir nochmal Rast. Dann geht es mit all den Anderen den steilen Weg hinauf. Weiter oben liegen noch Reste von zum Teil vereistem Schnee. Es ist schon eine rechte Schinderei über Geröll und Fels, aber nun gibt es kein Halten mehr. Jetzt wollen wir es wissen und erreichen alle glücklich den Cho La (5368 m). Hier oben fallen wir uns wechselseitig in die Arme vor Freude und Glück und natürlich wieder Fotos!!!
Wir genießen lange die warme Sonne auf unseren Gesichtern, nehmen dort auch unser Mittagsmahl, bis wir dann auf der anderen Seite über den sehr flachen Gletscher absteigen. Als wir den Gletscher hinter uns lassen, müssen wir noch eine ganze Strecke über große Blöcke und Geröll absteigen. Das geht nochmal ordentlich in die Knie. Aber in Bergstiefeln ist das ja zu machen. Wie Ilse fast den ganzen Weg in ihren Plasteschlappen überstehen kann, bleibt allen rätselhaft.
Am Abend in Dzongla hat sich die Kochcrew selbstübertroffen: Thunfisch-Pizza mit Yakkäse und frischen Tomaten. Der Hammer! So ein Genuß läßt einen die Kälte im Eßzelt vergessen. Leider muss Christoph auf die Überschreitung des Passes verzichten, denn sein Gesundheitszustand wird nicht besser. Seit ein paar Tagen leidet er schon an Verdauungsstörungen, die nicht weichen wollen. Ihn und Thea werden wir in Pheriche wiedersehen.

Morgensonne

Endlich Morgensonne beim Aufstieg zum Cho La.



Freitag 30. Oktober
Heute ist die Tour nur kurz. Das heißt erst um 7 Uhr aufstehen und 2 Stunden Zeit zum Sachen packen und Frühstücken, denn wir verlassen Dzongla erst um 9 Uhr. Davor liegt aber noch ein angenehmes Frühstück in der Morgensonne am Fuße des Cholatse. Herrlich, so an der frischen Luft den ersten Kaffee zu trinken und die Fladenbrote mit leckerer Erdnußbutter zu verdrücken. Heute will Elmar auch wissen, wie es sich denn so läuft mit zwei Hausertaschen am Stirnband. Wie zu vermuten war, kommt er nicht weit und muss nach ein paar Schritten bald wieder absetzen. Unsere Nacken haben eben nicht genug Muskeln für diese Art von Transport.
Heute geht es auf einem herrlichen Höhenweg mit wenig Auf und Ab Richtung "Highway" zum Kala Pathar. Schon von Weitem kann man die endlosen Karawanen von Mensch und Tier taleinwärts wie auch talauswärts beobachten. Da unser Weg bis Lobuche nicht weit ist, lassen wir uns Zeit und machen viele Pausen.
In einer dieser Pausen stellt Detlev seine hellseherisches Talent unter Beweis. Er sagt zu mir: "Jetzt fehlt eigentlich nur noch, dass wir richtige Bergsteiger an einem der 7000er zu Gesicht bekommen." Kaum habe ich mich ihm gegenüber zustimmend geäußert, ruft Ralf der mit seinem Feldstecher die Berge betrachtet: "Da sind ja welche!" Und richtig, am Hang des Lobuche East steigen drei Bergsteiger ab. Das hat der Detlev gut vorausgesagt.
Nun können wir auch einen ersten Blick auf unser morgiges Ziel werfen: den Kala Pathar mit 5675 m der höchste Punkt, den wir erreichen werden. Eigentlich ist das gar kein Berg, sondern nur ein kleiner Hügel am Fuße des Pumori. Wäre die Aussicht von dort nicht so grandios, dann hätte er nicht mal einen Namen.
Das ist uns egal und weiter gehts bis wir uns den Massen auf dem Highway anschließen. Nun begleiten uns Yak-Karawanen mit allerlei Gepäck, vor allem Reisetaschen, Träger, die alles was das Trekkerherz begehrt, nach Lobuche und Gorag Shep bringen, Wanderer jeden Alters und jeder nur erdenklichen Herkunft. Es ist sehr staubig, aber der Weg ist nicht steil.
Um 13.30 Uhr erreichen wir Lobuche. Das ist ein recht trostlos anmutender Ort, der aber durch seine Aussichten auf Berge, wie den Mera Peak besticht. Nach dem Mittagessen ist genügend Zeit die gegenüberliegende Seitenmoräne des Khumbu-Gletschers zu erklimmen. Also mache ich mich diesmal alleine auf den Weg. Ist auch mal schön, ohne Begleitung durchs Gelände zu streifen. Auf der Moräne hat man wieder herrliche Aussichten in alle Richtungen. Hier steht man in einem Steinmännchenwald. Allerdings ist es so windig, dass zuweilen das eine oder andere Kunstwerk zusammenbricht. Abends im Zelt beim Musikhören meldet mein Handy plötzlich Empfang. Also sofort die seltene Gelegenheit ergriffen und eine SMS an die Lieben zu Hause gesendet. Mit Erfolg, wie sich später herausstellt.

Seitenmoräne Khumbu-Gletscher

Windfeste Steinmännchen auf der Seitenmoräne des Khumbu-Gletschers.
Hinten von links nach rechts Pumori (7165 m), Lingtren (6713 m) und Khumbutse (6640 m).



Samstag 31. Oktober
Auch unser "Kala Pathar-Tag" beginnt wolkenlos, nur ein paar "Cirren" sind in Richtung Süden zu sehen. Nach reichhaltigem Frühstück machen wir uns um 7 Uhr auf den Weg nach Gorag Shep. Begleitet wieder von den üblichen Verdächtigen: Yaks, TrägerInnen, Trekker. Alle wollen oder müssen nach Gorag Shep. Es geht in stätigem Auf und Ab die steinige Seitenmoräne entlang. Als uns endlich die Morgensonne begrüßt, geht es gleich viel leichter.
Um 10 Uhr erreichen wir Gorag Shep. Unsere Mannschaft hält eine stärkende Nudelsuppe für uns bereit, damit wir frisch und gestärkt die letzten Höhenmeter auf den Kala Pathar bewältigen können. Gegen 12 Uhr geht es weiter. Zunächst ganz gemächlich aber später dann führt der Weg steiler über große Gesteinsplatten und das ist in der Höhe dann schon etwas anstrengend, aber nach 1 Stunde und 50 Minuten stehen wir glücklich auf unserem Gipfel.
Die Aussicht ist so schön, das es einem die Tränen in die Augen treibt vor Ergriffenheit und Rührung. Wir schiessen tausend Fotos und genießen trotz heftigem Wind das Gipfelglück. Weil es doch recht ungemütlich ist, steigen wir später ab zu einer geschützteren Stelle unterhalb des Gipfels. Hier verweilen wir noch und können uns von dem Anblick der wunderbaren Bergwelt einfach nicht trennen. Außer uns ist kaum einer hier oben, so haben wir den Platz für uns. Den Abstieg gestaltet jeder individuell.
In Gorag Shep im Zeltlager verschwindet die Sonne gegen 16 Uhr. Schwupp wird es bitter kalt. Also ab in die Lodge zum Kakao trinken mit den anderen. Im Zelt hält man es bei diesen Temperaturen nicht aus. In der Lodge logieren einige Australier, die auch hier auf 5200 m Halloween feiern: plötzlich geht die Tür auf und drei gruseligst verkleidete Australier stürzen in die Lodge und machen ihren Mitreisenden und den Sherpas unter Zuhilfenahme der mitgeführten Messer und sonstigen Gegenstände "Angst". Ich schätze an höherem Punkt wurde Haloween noch nie gefeiert.
Unser Abendessen müssen wir leider wieder in dem unbeheizten Glashaus einnehmen. Entsprechend kurz fällt der Auffenthalt dort auch aus. Nur Eva, Narayan und ich halten es noch etwas länger aus. Bei einem heißen Tee plaudern wir noch ein wenig über die wunderschönen Erlebnisse des vergangenen Tages.

Weg zum Kala Pathar

Da gehts hinauf zum Kala Pathar.



Sonntag 1. November
Wer mit ins Mt. Everest Basecamp will, muss früh aufstehen: 5.30 Uhr Morningtea, um 6 Uhr frühstücken im total unterkühlten Glashaus. Die Hände sind so kalt, ich habe Schwierigkeiten die Sachen zu packen. Auch das Schnüren der Bergstiefel fällt schwer. Trotzdem Pemba in flottem Tempo Richtung Khumbu-Gletscher eilt, wird es mir nicht wärmer. Weder Füße noch Hände wollen warm werden. Solch eine Kälte beim Wandern habe ich noch nie erlebt. Nach 2 Stunden können wir uns endlich in der Morgensonne wärmen.
Im Basecamp ist zu dieser Jahreszeit nichts los. Dass hier im Frühling auf diesem buckligen Untergrund hunderte von Expeditionszelte stehen, kann man sich eigentlich gar nicht so recht vorstellen. Der Gletscher ist imposant, vor allem der direkte Blick auf den Khumbu Eisfall ist atemberaubend.
Im Frühling ziehen dort die Sherpas über die Eisklippen mit vielen Aluleitern im Gepäck und machen den Eisfall für die später folgenden Mt.-Everest-Aspiranten begehbar. Ohne die hilfreichen Aluleitern, die ständig nachjustiert werden müssen, denn der Gletscher hat dort ein Gefälle von 45 Grad, würden dreiviertel der Mt.-Everest-Bezwinger an dieser Hürde bereits scheitern. Technisch zu schwierig. Aber zum Glück gibts ja die Sherpas!
Wir kehren auf demselben Weg zurück, den wir gekommen sind und erreichen gegen 12.30 Gorag Shep. Hier gibts Lunchpakete für alle, und schon beginnt der Abstieg nach Pheriche. Die Meinungen über die angemessene Abstiegsgeschwindigkeit gehen heute weit auseinander. Narayan gibt uns (Simon, Ralf und mir) Nima an die Seite, so dass wir zügig absteigen können. Gegen 16 Uhr erreichen wir Pheriche. Hier treffen wir Thea und Christoph wieder. Nun ist unsere Gruppe wieder komplett. In Pheriche leiste ich mir erstmal eine heiße Dusche. Da gibt es nur ein Wort dafür: HERRLICH!!!
Am Abend hat die Küchencrew einen Kuchen für uns zum Nachtisch gebacken. Das war eine tolle Überraschung für uns alle. Der war sehr lecker und die Hausfrau stellt sich die Frage, wie haben sie das hingekriegt ohne Ofen?

Im Mt. Everest Basecamp

Im Mt. Everest Basecamp. Der Khumbu Eisfall.



Montag 2. November
Heute steigen wir ab zum Kloster Tengboche. Es ist empfindlich kalt am Morgen, obwohl wir ja schon beträchtlich an Höhe verloren haben. Es sind überall Schleierwolken am Himmel, so dass die Sonne nicht so recht wärmen will. Auch weht ein unangenehmer Wind. Unser Weg führt uns durch die verschiedenen Vegetationszonen des Himalaya: erst schreiten wir durch niedriges Buschwerk, dann folgen die wunderbaren Rhododendronwälder, deren Äste übersät sind mit Flechten. Es sieht zu weilen aus wie im Märchenwald.
Herrliche Ausblicke bieten sich uns während des Abstiegs: schneeweiße Chörten mit goldenen Kuppeln und bunten Gebetsfähnchen gegen die wunderbare Ama Dablam und alle die anderen schönen Berge hier im Tal des Imja Khola.
In Pengboche essen wir zu Mittag in einer schönen Lodge. Während unserer Pause kommt ein wildgewordenes Yak vorbei, dessen Ladung schwer verrutscht ist. Die Sherpas haben große Mühe das Tier zu bändigen, was ihnen nur gelingt, indem sie es mit den Hörnern an einen kräftigen Baum festbinden. Wie man sieht, sind die Viecher nicht ungefährlich, auch wenn sie eigentlich immer einen so gemütlichen Eindruck machen. Die können auch anders!
Nun ist es nicht mehr weit bis Tengboche. Nach 1,5 Stunden sind wir da. Natürlich geht es kurz vor unserem Ziel nochmal wieder ordentlich bergauf. Sonst wird es ja langweilig.
In Tengboche ist ordentlich Betrieb, denn das Mani Rimdu Festival ist in vollem Gange. Es findet im 9. Monat des tibetischen Kalenders statt, gewöhnlich in den späten Tagen des Oktober. Das Fest dauert 10 Tage. Wir haben also Glück und dürfen den rituellen Tänzen der Mönche beiwohnen. Es wirkt alles so fremdartig, aber auch inspirierend. Ich möchte den Ort des Tanzes gar nicht mehr verlassen so fesselt mich die Atmosphäre hier.
Das Kloster ist herrlich gelegen.

Als sei es dem Götterbereich entstiegen
das Tengboche Tal.
Aus der ganzen Welt strömen die Menschen herbei um es zu sehen,
umgeben von Schneebergen, offenen Weiden und tiefen Wäldern.
Morgenfrische und Frieden strahlt dieser von Tieren bevölkerte Ort aus.
Das reine Wasser der Flüße, die still vorbeiwirbeln
zeichnet sich durch acht vorteilhafte Eigenschaften aus.
Hier herrscht das Glück natürlichen Gut seins.

von Ngawang Tenzin Jangpo Tengboche Rinpoche.

Im Sommer leben hier im Kloster 150 bis 200 Mönche. Im Winter nur 50. Die anderen sind dann sozusagen auf Studienreise in Indien oder sonst wo.
Am Abend speisen wir in der örtlichen Bäckerei. Zum ersten Mal gibt es frischen Salat, der allerdings bei einigen unserer Gruppenmitglieder früher oder später zu Magenverstimmungen führt. Ich habe Glück: mir ist der Genuss ohne üble Folgen vergönnt.

Tengboche

Ankunft im Kloster Tengboche.



Dienstag 3. November
Um 7 Uhr gibt es Morningtea, allerdings wurden wir schon einmal um 5 Uhr geweckt, denn da war im Kloster laut Musik und es wurde gebetet. Das ging dann so eine Stunde und dann war wieder Ruhe. Unser Frühstück nehmen wir in der Bäckerei ein und frönen dem umfangreichen Torten- und Kuchenangebot. Ich wähle eine dunkle Schokotorte, die traumhaft schmeckt. Luxus pur!
Nach dem Frühstück steigen wir zum nahe gelegenen Aussichtspunkt auf. Hier versuchen wir wieder unsere Speicherkarten zu füllen. Die Dinger müssen doch voll zu kriegen sein! Aber die Motive gehen einem in diesem herrlichen Tal nicht aus. Dann folgt der Abstieg nach Namche Bazar. Falsch: erst geht es 600 hm hinab zum Dudh Koshi Nadi. Den überqueren wir ausnahmsweise mal über eine feste Steinbrücke. Dann gehts wieder 400 hm hinauf zu unserem MIttagspausenplatz Kyangjuma. Hier sitzen wir in der Sonne und genießen das Essen. Nun ist es nicht mehr weit bis Namche Bazar.
Jetzt wird mir doch langsam das Herz schwer. Denn wann werde ich diese wunderbaren Berge wiedersehen? Ich bleibe immer öfter stehen und blicke zurück. Ich will alles in mir aufnehmen, aber der Abschied fällt schwer. Noch ein letzter Blick auf das Panorama mit dem Mt. Everest und dann geht es um die Ecke nach Namche Bazar.
In der Panorama-Lodge leiste ich mir ein Luxuszimmer mit heißer Dusche und Wasserklosett. Wenn man bedenkt, dass all die Gegenstände von Menschen hier heraufgetragen wurden ...
Nach ausgiebiger Dusche gehe ich in den Ort shoppen. Es müssen ja noch diverse Mitbringsel für die Lieben daheim gekauft werden. Zum Abendbrot gibt es Yakfleisch-Momos mit Tomatensauce. Sehr lecker. Und reichlich Bierdosen. Auch sehr lecker.

Letzter Blick vor Namche

Letzter Blick auf Mt. Everest, Nuptse und Ama Dablam.
Wie soll man sich von dieser wundervollen Landschaft trennen?



Mittwoch 4. November
Das Frühstück war großartig: Toast mit Spiegelei und wieder rote Marmelade zur Freude von Ralf. Danach gehts dann zurück nach Lukla. Was wir auf dem Hinweg an zwei Tagen gelaufen sind, machen wir nun en einem Tag. Kein Problem für uns, bei dem Überschuß an roten Blutkörperchen. Wir sind alle fit wie Turnschuh! Erst steil hinunter zur Hillary-Brücke über den Bhote Koshi Nadi, dann entlang des Dudh Koshi Nadi in leichtem Auf und Ab.
Mittag gibt es in Phakding. Hier haben wir unsere erste Übernachtung in vollständiger Zusammensetzung erlebt. Es scheint schon ewig her zu sein, so erlebnisreich waren die letzten 15 Tage. Wieder gibt es Salat. Der Zuspruch ist mäßig. Keiner will sich den Magen verderben. Ich habe nochmals Glück. Nach dem Mittag geht es wieder bergauf, die letzten 350 hm unserer Tour bis Lukla. Mein Schritt wird immer langsamer, denn ich will so lange wie möglich den Weg, die letzten Eindrücke genießen. Alles ins Herz schließen und für immer dort behalten.
In Lukla angekommen, wird erstmal geduscht. Dann steht die Abschiedsparty an. Erst werden alle Ausrüstungs- und Bekleidungsstücke, die wir hier lassen wollen, unter der Mannschaft verlost. Anschließend bedienen wir uns am Buffet. Es wird Bier getrunken und ein deutscher Reiseleiter von Wikinger-Reisen hat seinen Laptop dabei und macht, nach Ansprache von Detlev und Verteilung der Trinkgelder an unsere Begleitmannschaft, ordentlich laut Musik. Es wird getanzt was das Zeug hält. Wir lassen gemeinsam mit den Sherpas und den Trägern die Kuh fliegen. Schon lange nicht mehr so ausgelassen gefeiert. Pause machen wird nicht erlaubt. Sofort wird man zum Weitertanzen animiert. Um kurz vor 12 gehe ich zu Bett. Was für eine super Party. Ein passender Abschluß für diese super Tour!

Heimweg nach Lukla

Auf dem Weg nach Lukla durch das malerische Tal des Dudh Koshi Nadi.



Donnerstag 5. November
In aller Herrgottsfrühe muss das Reisegepäck fertig vor der Zimmertür stehen, denn heute geht es mit Yeti-Airlines zurück nach Kathmandu. Hastig wird das Frühstück heruntergeschlungen, denn unser Flug wartet nicht. Am Flughafen sind alle Sherpas versammelt und helfen uns beim Einchecken des Gepäcks. Nach herzlichem Abschied von allen steigen wir in die Maschine. Von einer jungen Stewardess werden Wattebäusche (gegen den Lärm) und Bonbons (wegen des Druckausgleichs im Ohr) verteilt. Wir überfliegen alle Pässe, die Hans, Eva und ich in der ersten Woche überschritten haben. Die Aussicht auf die Berge ist herrlich. Zu kurz scheint mir der Flug, denn nach weniger als einer halben Stunde landen wir bereits in Kathmandu. Nun geht es mit dem Kleinbus ins Hotel. Wir haben noch 2 Tage Stadtbesichtigung vor uns. Narayan zeigt uns einige der Sehenswürdigkeiten Kathmandus, seiner Heimatstadt. Wir verleben glückliche Stunden bei sommerlichen 27 Grad. Ein wunderbarer Urlaub geht zu Ende.

Kathmandu

Blick über Kathmandu.