Bergtour auf die Wildspitze

Nachdem wir im letzten Jahr den Gletscherkurs auf der Winnebachseehütte gemeinsam absolviert haben, treffen wir uns am 31. Juli 2004 an der Gletscherbahn im Pitztal zu unserer nächsten Bergtour. Unser Ziel ist die Wildspitze (3774 m), der höchste Berg Tirols. Stützpunkt und übernachtungsort wird das Taschachhaus sein. Ich fahre mit dem Zug nach Imst und von dort nehme ich den 8 Uhr Bus ins Pitztal. Auf dem Parkplatz der Gletscherbahn treffe ich auf Susanne und Marianne, die hier im Auto genächtigt haben. So langsam trudeln alle anderen ein: Uli und Hans-Werner, Karl und Claudia, Martina und Johannes, Gabi. Michi, unser Bergführer vom Gletscherkurs bringt noch den Franz mit von Hydroalpin. Das Gepäckt wird für einen Obulus von 6,50 Euro mit dem Jeep und der Materialseilbahn auf die Hütte befördert. Das ist auch gut so, denn die Straße zieht sich ewig hin bis zum Talende und der anschließende Aufstieg bis zur Hütte ist auch nicht ohne. Man will sich ja dabei auch noch unterhalten. Zum Teil schweißgebadet erreichen wir gegen 13.30 Uhr die Hütte. Die Hütte ist riesig und wegen sonnigem Samstag sehr voll. Den Nachmittag nutzen wir für Auffrischungsübungen: lose Rolle und toter Mann bzw. T-Anker. Am Ende haben wir noch die Steigeisen an die Schuhe angepasst. Am Abend genießen wir das reichhaltige Salatbuffet und gehen pünktlich um 22 Uhr zu Bett.

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Fotoalbum Wildspitztour

Fast am Ziel.

Trotzdem schon gegen 3 Uhr in der Früh ein reges Treiben in den Lagern beginnt, schlafen wir gut. Wir stehen erst um halb 7 auf und fallen um 7 Uhr über das leckere Frühstücksbuffet her. Um 8 Uhr brechen wir zur Eingehtour über Urkundsattel (3060 m) zum Taschachjoch (3241 m). Zunächst geht der Weg in Richtung Taschachferner. Nach kurzer Zeit zweigen wir nach rechts ab. Dann heißt es auch schon Gurte und Steigeisen anlegen denn es geht auf den Gletscher. Hier wirds gleich erstmal ordentlich steil. Das ist nicht einfach mit meinen neuen schweren Bergstiefeln. In kombination mit den Steigeisen stellt sich an jeder Ferse eine Blase ein, die mich beim Gehen ordentlich behindert. Schon sehe ich meine Chancen schwinden morgen auf die Wildspitze zu steigen. Nach einem weiteren Steilaufscgwung gelangen wir erschöpft aber glücklich aufs Taschachjoch. Von hier kann man herrlich über den gigantischen Vernagtgletscher blicken. Der hat gewaltige Dimensionen. Auf dem Joch machen wir bei schönstem Wetter Pause und genießen die Aussicht. Beim Abstieg läufts immer besser mit den Steigeisen. ZUr besten Kuchenzeit gelangen wir zurück zur Hütte. Erstmal waschen und dann die Blasen pflegen, die mittlerweile ein beachtliches Ausmaß angenommen haben. Morgen müssen 1300 hm bewältigt werden, zumeist mit Steigeisen. Ob das was wird mit meinen geschundenen Füßen?

Urkundsattel

Auf dem Weg zur Taschachscharte.

Nach kurzem Schlaf, um 4.15 Uhr ist für uns die Nacht vorbei, stehen wir auf. Zunächst müssen die Blasen verklebt werden, dann gibts Frühstück. Nachdem ich in den Bergstiefeln stecke wird mir klar: damit komme ich nicht weit. Es schmerzt bei jedem Schritt. Ich möchte auf der Hütte bleiben aber Franz und Michi geben nicht auf und überreden mich mit so Argumenten wie "so eine Gelegenheit kommt nie wieder", "Super Gruppe, Super Wetter das muss man nutzen" zum mitgehen. In den ersten 2 Stunden kann ich alleine umkehren wenn es nicht mehr geht. Um 5.15 sind wir abmarschbereit. Bei Mondschein machen wir die ersten Schritte Richtung Wildspitze. Nach einer halben erreichen wir den Taschachfener. Hier ziehen wir die Steigeisen an. Zunächst bedeutet das noch mehr Schmerzen, denn nun sind die Schuhe noch steifer. Nach überquerung der Gletscherzunge erklimmen wir die Seitenmoräne: 500 hm steiler Pfad aufwärts. Super für meine Blasen. Dann gahts halbwegs eben weiter auf dem Kamm der Moräne. Am Eissee (3015 m) müssen wir wieder Steigeisen und nun auch die Gurte anlegen. Von nun an geht es nur noch auf dem Gletscher weiter. Wir teilen uns in 2 Gruppen auf. Ich komme zu Franz ans Seil allerdings möchte er, das ich am Ende gehe, damit er meine blasenbedingten "Schmerzensrufe" nicht hören muss. Zu Schmerzäußerungen meinerseits kommt es garnicht, denn nach einger Zeit auf dem Gletschereis werden die Füße kalt. Das hat eine gewisse betäubende Wirkung zur Folge, sodas ich die Blasen kaum noch spüre. An den steileren Passagen verspüre ich doch eine gewisse Atemnot. Da tut das eine oder andere Päuschen gut. Gegen 10 Uhr erreichen wir den Ostgipfel. Auf dem Hauptgipfel herrscht reges Treiben. Es haben nicht alle Platz soviel ist da drüben los. Aus Sicherheitsgründen gehen nur Hans-Werner und Johannes mit Franz und Michi zum Gipfelkreuz, denn der Grat dort hin ist schmal und nicht ungefährlich. Wir anderen sind glücklich und zufrieden auch auf dem Ostgipfel. Es herrscht noch immer super Wetter, der Ausblick ist herrlich und alle sind bester Laune! Was für ein Erlebnis. Nachdem die "Gipfelstürmer" zurück sind machen wir noch kurz Pause und essen was. Dann steigen wir über den Gletscher langsam ab. Nun geht es ganz sanft in der weißen Weite dahin. Man ist mit 6 anderen am Seil verbunden aber doch für sich allein, denn die Abstände sind zu groß für eine Unterhaltung. Auf dem Gletscher überqueren wir viele Spalten, bei denen wir zum Teil auch ziemlich eingesinken. Man hat das bestreben sich ganz leicht zu machen, damit die Schneedecke einen trägt. Kurz bevor wir wieder am Eissee angelangt sind, passe ich nicht auf wo Franz geht. Ehe ich reagieren kann setzte ich meinen Fuß auf ein Schneebrett, das nicht trägt. Ich rutsche in eine Spalte und hänge so von meinen Ellbogen gehlten auf halbacht. Da ich kurzärmlig bin, schürfe ich mir die Unterarme ordentlich auf. Dazu muss ich noch den Spott aus des Bergführers Mund ertragen: wer den Schaden hat ...
Am Eissee wird alles abgeschnallt, ein Gruppenfoto gemacht und heimwärts geht es über das Moränengeröll. Nun werden die Füße wieder warm und jeder Schritt schmerzen fast unerträglich. Nach gefühlten 3 Stunden sind wir endlich an der Hütte. Ich ziehe zunächst nur meine Schuhe aus und lass die Socken an. Um das ganze Ausmaß der Bescherung anzusehen, trinke ich mir erstmal Mut an. Trotz der Unbill war es ein sensationeller Bergtag. Wir genießen alle den entspannten Abend.

Auf dem Weg zum Gipfel

Auf dem Weg zum Gipfel.

Nach ordentlichem Biergenuss habe ich meine Füße verarztet. Das heißt heute für mich im Schongang in Gummilatschen um die Hütte schleichen und alles verheilen lassen. An Schuhe anziehen ist nicht zu denken. Die anderen machen noch eine Tour mit Michi. Franz ist gestern bereits abgestiegen und Gabi will heute wieder zurück nach München. Den ganzen Tag beobachte ich das Treiben auf der Hütte: das Frühstück der Schlafgäste, die Ankunft der Tagesgäste und weiterer Hüttenwanderer. Zwischendurch liege ich auf der Wiese und lese. Relaxen ist auch mal schön. zur besten Kaffeezeit kehren die anderen von ihrer Tour zurück. Am Abend gibt es die berühmte Grillplatte. Sehr lecker!!!
Nachdem ich meine Füße wieder in die Bergstiefel gezwängt habe, wandern wir am Dienstag gemeinsam über den Höhenweg zur Riffelseehütte. Von hier haben wir nochmals herrlichste Sicht auf die Wildspitze. Mit der Riffelseebahn gehts nach Mittelberg. Dort warten bereits unsere Rucksäcke. Nach einem Abschiedstrunk zerstreuen wir uns in alle Richtungen. Michi nimmt mich mit und setzt mich in Buchen 8 in Rietz ab. So bin ich schnell wieder daheim nach diesem großartigen Wochenende.

Die Gruppe

Die glücklichen Bergsteiger nach erfolgreicher Tour.